Willkommen bei Earlybyte: Ein Erfahrungsbericht
Earlybyte GmbH war ein Software Start-up aus Winterthur, das sich auf massgeschneiderte Mobile- und Web-Applikationen sowie Roboter Operations Plattformen spezialisierte. Der Fokus lag auf zweckmässigen Digitalisierungen, zeitsparenden Automatisierungen, IoT und Industrie 4.0. Zu den grössten Klienten zählten unter anderem die Baloise Versicherungen und Cleanfix, für welche Earlybyte zwei komplett unterschiedliche Applikationen entwickelte: Ein Schadenerfassungsapp inklusive Anbindung an ein Auftragstool für Baloise und eine Robotermanagementsoftware für Cleanfix.
Ich arbeitete fast vier Jahre bei Earlybyte als Marketing Manager, wobei ich viele Facetten des Marketings und der Unternehmungskommunikation kennenlernen durfte. Dabei war ich für folgende Bereiche zuständig:
Betreuung und Weiterentwicklung der Social-Media-Kanäle
Planen und Erstellen von Content für LinkedIn und Instagram
Konzipieren und Aktualisieren der Social-Media-Strategie sowie deren Reevaluation anhand von Analysen.
Verfassen diverser Texte und Erstellen von Präsentationen
Newsletter (via Mailchimp)
Blogbeiträge, Whitepapers und Advertorials (u.a. via Medium)
Präsentationen für die ZHAW, ASUT (schweizerischer Verband für Telekommunikation) und div. Netzwerkanlässe
Planung und Ausführung von Marketingkampagnen
Mithilfe Aufbau Dienstleistungsportfolio (Early Services)
Produktbranding SWARM
Marketingkampagne “Was wir tun”
Neugestaltung der Webseite
Projektlead Webdesign
Verfassen aller Texte, unter Einbezug von SEO
Erstellen diverser Inhalte wie Grafiken, Bilder etc.
Verantwortlich für Corporate Identity
Umgestaltung CI/CD
Branding und Design von Merchandise
Sponsoring
Unterstützung HR und Sales
Div. administrative Arbeiten inkl. Abwicklung Bewerbungen
Verfassen diverser Salesaufgaben, u.a. E-Mail-Akquise
Organisation firmeninterner Events
Erfahrungsbericht: Meine Anfänge bei Earlybyte
Als ich im August 2021 bei Earlybyte anfing, freute ich mich riesig auf die neue Herausforderungen. Ich befand mich damals noch im Germanistikstudium und versuchte, als Quereinsteiger im Marketing Fuss zu fassen. Dafür bewarb ich mich bei verschiedenen Unternehmen, auch für Praktikumsstellen. Als sich Earlybyte bei mir meldete, wusste ich noch nicht, dass schon bald eine Stelle antreten durfte, die mich nicht nur prägte, sondern mir gleichzeitig unheimlich Spass machte. Auf der einen Seite lag dies an den vielfältigen Tätigkeiten, an denen ich wachsen durfte und von denen ich viel lernte, auf der anderen Seite wurde ich von Menschen unterstützt, die mir sehr schnell ans Herz wuchsen.
Das Unternehmen wurde 2018 von fünf Menschen gegründet: Remo Höppli, Charles Chojnoswski, Philipp Lötscher, Mike Schälchli und Michael Sladoje. Earlybyte hatte Start-up vibes, wie ich es zuvor nur von Büchern kannte. Von Anfang an stand fest, dass das Unternehmen mit einer flachen Hierarchie geführt werden soll, das Team war insgesamt sehr jung und motiviert und viel Bürokratie war nicht zu sehen. Gerade im Vergleich zu meiner früheren Arbeitgeberin, bei der ich noch meine Lehre abschloss, kamen diese Punkte extrem zum Ausdruck. Es gab zwar Vorgesetzte, doch konnten Konflikte und Schwierigkeiten angesprochen und zusammen gelöst werden. Ausserdem waren die Founder offen für meine Ideen und Gedanken und gaben mir eine Freiheit, die ich zuvor so noch nicht erlebte.
Das war gerade am Anfang wichtig, da ich vieles neu lernen musste. Step by Step wurde ich in die internen Prozesse und Projekte eingeführt und mein Aufgabengebiet vergrösserte sich immer mehr. Gleichzeitig lernte ich neue Programme wie Clickup oder die eigene Zeiterfassungssoftware EarlyInsights kennen. Eine gesunde Fehlerkultur war deshalb unerlässlich, denn gerade durch das Feedback der anderen konnte ich mich und meine Arbeit verbessern und wachsen.
Meine ersten Aufgaben drehten sich alle um das Schreiben von verschiedenen Texten, da mich die Founder hauptsächlich dafür anstellten. Ich durfte Success Stories schreiben, einen Newsletter aufziehen und die Social-Media-Kanäle übernehmen. Während der drei Jahre kamen jedoch noch viel mehr Aufgabenbereiche dazu, wobei ich überaus grosse Freiheit in der Planung und Umsetzung der Projekte bekam.
Meine Projekte
Als ich bei Earlybyte anfing, befand sich das Start-up noch in einer Selbstfindungsphase; man wusste nicht ganz, wer man war, was man genau machte und wie man am besten nach Aussen auftrat. Zwar hatten die Founder kleinere und grössere Projekte an Land gezogen, doch waren besonders die grösseren sehr verschieden. Das ist per se nichts schlechtes, doch war gerade der Aussenauftritt noch ein wenig ungenau und unbestimmt – man machte einfach mal, was ja auch typisch für ein Start-up ist. Das machte auf der einen Seite die Kunden- und Projektakquise schwieriger, gab mir aber auf der anderen Seite die Möglichkeit, aktiv im Bereich CI/CD (Corporate Identity / Corporate Design) mitzuwirken.
Dafür konzipierte und betreute ich einige Kampagnen und Projekte, unter anderem:
Ausarbeitung des allgemeinen Auftritts, u.a. über die Corporate Language, Culture und Communication
Überarbeitung von Vision, Mission und Werten
Identifizieren und Spezifizieren der Tätigkeitsbereiche
Konzipieren der Early Services (Nach der Frage: Welche Dienstleistungen bieten wir an)
Designen von Merchandise und Kundengeschenken (Branding)
(für mehr Details siehe: Corporate Identity / Corporate Design)
Die Projekte in diesem Bereich gaben mir die Chance, Earlybyte genauer kennenzulernen und erfolgreich an der Essenz eines Unternehmens zu arbeiten und mitzubestimmen. Gerade die Ausarbeitung der Corporate Language und Culture empfand ich als enorm spannend, denn ich konnte relativ schnell beobachten, welchen Effekt es auf die Mitarbeitenden und Kunden hat. Das Projekt Early Services half zudem für einige Jahre, die Tätigkeitsfelder von Earlybyte zusammenzufassen und gaben den Founders die nötige Übersicht, Anpassungen an den Angeboten vorzunehmen.
Mein Herzensprojekt, überraschenderweise, war jedoch die Visualisierung der fünf Werte. Die Idee kam mir in einer ruhigeren Phase, als mein Chef mit dem Bedürfnis auf mich zukam, die Firmenwerte mehr nach Aussen zu tragen. Bevor ich mich überhaupt bewarb, bezeichneten sich die Mitarbeitenden als Early Bees und insgesamt arbeitete man mit einem Bienenmotiv – von Logo bis hin zu den Namen der Mitarbeitenden. Dieses Motiv floss in mein Design der Werte ein, wobei ich fünf verschiedene Bienen in den Earlybytefarben entwarf, welche alle im Schriftzug den Wert erwähnten, zusammen mit einem Wortspiel (Bee Curious, zum Beispiel).
Die Bienen wurden anschliessend als Sticker gedruckt und in der Über-uns-Seite implementiert. Insgesamt gaben sie dem Start-up mehr Persönlichkeit, wobei die Mitarbeitenden und sogar Menschen aus Winterthur Freude an den Bees hatten; man konnte sich mit dem Unternehmen mehr identifizieren.
Herausforderungen
Herausforderungen gab es viele, es war ja ein Wiedereinstieg in eine Branche, die ich zuvor nicht kannte. Ich denke, an was ich mich anfangs am meisten gewöhnen musste, war der Start-up Vibe. Das bedeutet nicht, dass ich ihn nicht mochte, doch war ich mir die flache Hierarchie und das Arbeiten in einem kleinen Unternehmen noch nicht gewohnt. Es war erfrischend, in einem kleinen Team zu arbeiten und zusammen Ziele zu definieren und zu erreichen. Es war erfrischend, an einer Hands-on-Kultur beteiligt zu sein. Es war erfrischend, moderne Arbeitsweisen wie Lean kennen zu lernen.
Gleichzeitig bedeutete es aber auch, viele neue Programme zu lernen, die ich zuvor nicht gekannt hatte. Zwar halfen mir die anderen, mich zurecht zu finden, doch musste ich meine gelernte Arbeitsweise dennoch anpassen, da sie nicht zu Earlybyte passte. Das ging über die Zeiterfassung bis hin zum täglichen Meeting und zu den einzelnen Sprints, wo wir unsere Ziele für die nächsten Wochen definierten.
Eine weitere Herausforderung für mich persönlich war die Flexibilität und meine eigener Perfektionismus, den es zu überwinden galt. In einem Start-up ändert sich sehr vieles sehr schnell. So definierte ich zwar meine Marketingziele am Anfang von jedem Sprint, doch kamen neue Aufgaben und Aufträge praktisch täglich hinzu, weswegen eine exakte (Um-)Planung und Priorisierung extrem wichtig waren. Genau hier stand mir mein Perfektionismus im Weg, denn ich jonglierte immer wieder mit mehreren Projekten, die es abzuschliessen galt. Das führte zu enorm viel “Task-switches”, wodurch ich Zeit verlor. Dennoch gewöhnte ich mich an den Rhythmus und meine Arbeitsweise verbesserte sich stetig. Ich wurde flexibler und stressresistenter, was durchaus nützlich ist, besonders, wenn man bedenkt, dass ich alleine für das Marketing zuständig war.
Viele Aufgaben waren zudem neu für mich und ich merkte schnell, dass ich enorm viel Freiheit in der Umsetzung der Aufträge hatte. Das war zuerst fast überwältigend, doch lernte ich sie sehr zu schätzen; Ich konnte meiner Kreativität freien Lauf lassen. Trotzdem war die Zusammenarbeit mit den Founders unglaublich wichtig, denn auch wenn ich Umsetzungsfreiraum hatte, so stand ich doch immer im Austausch mit ihnen, besonders, da mir das technische Know-how der Branche fehlte.
Während ich bei Earlybyte arbeitete, wuchs das Team sehr schnell. Es kamen immer wieder neue Entwickler:innen hinzu, wodurch wir zeitweise 15 Mitarbeitende waren. Viele davon waren aus dem Ausland, weswegen die interne Kommunikation auf Englisch wechselte. Gleichzeitig mussten die internen Arbeitsprozesse und die Arbeitskultur angepasst werden, da der tägliche Austausch plötzlich viel länger dauerte und die ausländischen Mitarbeitenden leider nicht an den Teambildungsevents teilnehmen konnten. Hier galt es, Wege zu finden, damit sich nicht jemand ausgeschlossen fühlte. So plante ich mehrere Online-events und Möglichkeiten, alle Mitarbeitenden in die Earlybyte-Welt miteinzubeziehen, was durchaus bedeutete, ausserhalb der Box zu denken.
Das Team
Das Team selbst bestand mehrheitlich aus Softwareentwicklenden (frontend und backend) und mir. Das war für mich durchaus spannend, denn durch den Austausch konnten wir sehr viel voneinander lernen. Was ich persönlich sehr an den Early Bees schätzte, war ihre Offenheit und die Wertschätzung. Im Gegensatz zu den anderen wirkte ich nicht direkt an Kundenprojekten mit und meine Arbeit war daher eher eine Investition, nicht aber direkt Gewinn bringend. Dennoch wurde ich ernst genommen und meine Expertise anerkannt.
Gerade die Menschen, welche in der Schweiz arbeiteten und die ich regelmässig sah, wuchsen mir enorm ans Herz. Das gemeinsame Arbeiten an verschiedenen Projekten und das Ziel, das Unternehmen nach vorne zu bringen, schweisst nicht nur zusammen, sondern kreierte auch Freundschaften, die über mein Arbeitsverhältnis hinaus gehen. Wir assen fast jeden Tag zusammen Mittag, hatten tiefe Gespräche und teilten eine Ehrlichkeit miteinander, die ich so am Arbeitsplatz noch nie erlebte. Ich fühlte mich wohl bei Earlybyte und mit den anderen Mitarbeitenden.
Das Ende
Leider fand meine Reise nach etwas mehr als drei Jahren ein Ende. Gerade im letzten Jahr gab es Unstimmigkeiten, in welche Richtung sich das Unternehmen entwickeln sollte. Auch wenn ich versuchte, zwischen den einzelnen Parteien zu vermitteln, lag in diesem Fall nicht viel in meiner Hand. So entschieden sich die Founders, Earlybyte gegen Ende 2024 aufzulösen, wodurch meine Projekte von einem Tag auf den anderen gestoppt wurden. Ich arbeitete noch bis und mit Juni in Winterthur und kümmerte mich um die Kommunikation gegen aussen, inklusive eines Abschiedsapéros.
Auch wenn das Ende plötzlich für mich kam, so blicke ich gerne auf die Zeit bei Earlybyte zurück. Ich durfte viel Neues dazu lernen und entwickelte mich beruflich und auch persönlich weiter, was ich sehr zu schätzen weiss. Auch wenn nicht immer alles so lief, wie ich es mir vorgestellt hatte, so konnte ich dennoch an den Herausforderungen wachsen, lernte von meinen Fehlern und feierte Erfolge mit dem Team. Earlybyte zeigte mir, wie ich gerne arbeite und was ich von einem Arbeitgeber erwarten kann.
Ich danke dem ganzen Team und den Founders für eine tolle Zeit und die berufliche Chance, die mir Earlybyte gegeben hat. Ich habe dadurch einen Bereich gefunden, der mir extrem Spass macht und in dem ich mich wohl fühle. Vielen Dank!
– Luca